Das Dialogforum als Kommunikationsplattform für die Ost-Süd-Umfahrung Landshut - was versteht man darunter?
Um den Planungsprozess von Anfang an transparent zu gestalten und in der Region zu verankern, wird die Planung der Ost-Süd-Umfahrung Landshut von einem breit aufgestellten Dialogforum begleitet.
Dies besteht aus den zuständigen bundes- und landespolitischen Mandatsträgern im Raum Landshut, den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden sowie Vertreter der wichtigsten Verbände und repräsentativer Interessengruppen. Die genaue personelle Zusammensetzung kann dem Reiter „Über das Dialogforum“ dieser Homepage entnommen werden.
Dieses Gremium kann natürlich die gesetzlich festgelegten Zuständigkeiten der Projektverantwortlichen nicht aufheben. Es soll vielmehr Handlungsempfehlungen gegenüber den Projektverantwortlichen aussprechen und dafür Sorge tragen, dass möglichst viele projektrelevante Aspekte frühzeitig in den Entscheidungsprozess einfließen.
Die Sitzungen des Dialogforums sind nicht öffentlich. Nach jeder Sitzung werden die Informationen hieraus in den Medien bekannt gegeben.
Welche Teilprojekte sind Bestandteil der Ost-Süd-Umfahrung Landshut und in welcher Planungsphase befinden sich diese aktuell?
Teilprojektname |
Aktuelle Planungsphase |
Ost-Umfahrung Landshut – Bauabschnitt I Essenbach (A 92) bis LAs 14 (Dirnau) |
laufendes Planfeststellungsverfahren |
Ost-Umfahrung Landshut – Bauabschnitt II LAs 14 (Dirnau) bis B 299 (Geisenhausen) |
Untersuchung Querung Isarhangleite |
Süd-Umfahrung Landshut B 299 (Geisenhausen) bis B 15 (Münchsdorf) |
derzeit keine Planungsaktivitäten |
Bereits abgeschossene Planungsphasen / Verfahren:
2018: Raumordnungsverfahren
2020: Voruntersuchung und Planfallentscheidung Variante 1c
Welcher Planfall (= Trassenführung im Bauabschnitt II) ist die Basis für die weiteren Planungen?
Der Planfall 1c ist die Basis für die weiteren Planungen.
Im Rahmen der 3 Sitzung des Dialogforums (Mai 2016) wurde anhand der Kriterien Umwelt, Verkehr und Kosten eine Bewertung vorgestellt und darauf aufbauend eine Abschichtung aller 14 untersuchten Planfälle vorgenommen. Nach dem Abschichtungsprozess blieben nur noch die drei stadtfernen Ost-Umfahrungen - Planfall 1a, b, c - übrig. Die Süd-Umfahrung ist bei allen verbliebenen Planfällen identisch im Trassenverlauf.
Im Anschluss wurde für die gesamte Umfahrung von Landshut ein Raumordnungsverfahren durchgeführt und im Februar 2018 mit einer positiven landesplanerischen Beurteilung für die Planfälle 1b und 1c abgeschlossen. Der Planfall 1a wurde negativ beurteilt. Das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens wurde im Rahmen der 6. Sitzung des Dialogforums behandelt.
Die nach dem abgeschlossenen Raumordnungsverfahren verbliebenen Planfälle 1b und 1c der Umfahrung Landshut wurden im Rahmen der Voruntersuchung im Jahr 2020 fachlich tiefergehend untersucht. Die Gesamtabwägung ergab, dass für die Umfahrung von Landshut der Trassenverlauf des Planfalls 1c zu favorisieren ist.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat dieser Trassenwahl zugestimmt und darum gebeten, dass der Planfall 1c der weiteren Planung zugrunde gelegt wird.
Welche Varianten zur Querung der Isarhangleite werden untersucht?
Im Bauabschnitt II der Ost-Umfahrung von Landshut durchquert die Trasse das FFH-Gebiet Isarhangleite (Leiten der Unteren Isar). Für die Querung gibt es verschiedene technische Möglichkeiten:
Variante B - eine lange Talbrücke mit kurzem Tunnel
Variante D2 - einen ca. zwei Kilometer langen, tief liegenden Tunnel
In diesem Bereich weist das Gelände topografisch und geologisch einige Besonderheiten auf. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen ist eine finale Festlegung auf eine Variante erst möglich, wenn die bereits abgeschlossenen geologischen und naturschutzfachlichen Erkundungen im Rahmen einer vertieften Untersuchung abschließend bewertet wurden.
Was ist der aktuelle Kostenstand für eine Umfahrung von Landshut?
Die Investitionskosten wurden aufgeschlüsselt nach den einzelnen Teilprojekten der Umfahrung Landshut ermittelt.
Die Kostensumme aus BA I und BA II ergeben die Kosten für die Ost-Umfahrung Landshut.
Kostenübersicht Planfälle / Varianten in Mio. € brutto / Stand Voruntersuchung 2020
Teilprojekt |
Planfall 1c mit Variante B Isarhangleite |
Planfall 1c mit Variante D2 Isarhangleite |
Ost-Umfahrung - BA I A92 – LAs14 |
115 |
115 |
Ost-Umfahrung - BA II LAs14 – B299 |
230 |
325 |
Süd-Umfahrung B299 – B15 |
45 |
45 |
Gesamt |
390 |
485 |
Was sind die nächsten Schritte zur Realisierung der Umfahrung von Landshut?
Für den 1,8 km langen Bauabschnitt I der Ostumfahrung von der A92 bis zur Kreisstraße LAs 14 bei Dirnau läuft derzeit das Planfeststellungsverfahren. Verfahrensführende Behörde ist die Regierung von Niederbayern. Die Planfeststellungsunterlagen können sowohl auf der Projekthomepage als auch im Internetauftritt der Regierung von Niederbayern eingesehen werden.
Für den Bauabschnitt II der Ostumfahrung von der Kreisstraße LAs 14 bis zur B 299 bei Geisenhausen steht als nächster Planungsschritt die Erstellung des Vorentwurfes an. Dieser stellt die haushaltsrechtliche Genehmigungsunterlage und grundlegende technische Planung dar. Maßgeblich hierfür ist die Entscheidung mit welcher Variante die Isarhangleite gequert werden soll.
Aufgrund der topografischen, geologischen und naturschutzfachlichen Besonderheiten im Bereich der Isarhangleitenquerung ist eine finale Festlegung auf eine Variante erst möglich, wenn diese im Rahmen einer vertieften Untersuchung abschließend bewertet wurden. Die Unterlagen hierfür werden aktuell erstellt.
Was sind die wesentlichen Argumente für eine Weiterführung der B 15neu südlich der A92 – in drei Sätzen?
Allein der Blick auf die Karte zeigt, dass der ostbayerische Raum für seine wirtschaftliche Entwicklung eine leistungsfähige Nord-Süd-Achse braucht, die Regensburg, Landshut und Rosenheim sowie die Autobahnen A 93, A 92, A94 und A8 verbindet. Weil man für die 100 km von Landshut nach Rosenheim auf der B 15 zwei Stunden braucht, weichen viele Kraftfahrer auf die wesentlich längere Strecke über die A99, A9 und A8 aus. Und last but not least müssen die hoch belasteten Ortsdurchfahrten von Landshut, Taufkirchen, Dorfen und St. Wolfgang dringend vom Durchgangsverkehr entlastet werden.
Ist die B 15neu Bestandteil des aktuellen Bundesverkehrswegeplanes?
Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 stellt als wichtigstes Instrument der Verkehrsinfrastrukturplanung des Bundes die verkehrspolitischen Weichen für die kommenden 10 bis 15 Jahre.
Die B 15neu, Ost-Süd-Umfahrung Landshut ist im Bedarfsplan in den Vordringlichen Bedarf (VB) eingestuft. Die Weiterführung nach Süden ist im Weiteren Bedarf mit Planungsrecht (WB*) enthalten.
Die gesetzliche Grundlage für den Neubau der B 15neu ist das Gesetz über den Ausbau der Bundesfernstraßen (Fernstraßenausbaugesetz - FStrAbG).
Die Ost-Süd-Umfahrung Landshut ist im Fernstraßenausbaugesetz (FStrAbG) vom 02.12.2016 (Neugefasst durch Bek. v. 20.1.2005; zuletzt geändert durch Art. 1 G v. 23.12.2016, BGBl. I S. 3354) im Vordringlichen Bedarf enthalten. Diesem Gesetz ist der Bedarfsplan für Bundesfernstraßen als Anlage, auf Grundlage des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) 2030, beigefügt.
Gemäß § 1 Abs. (2) des FStrAbG entspricht der geplante Neubau der B 15neu damit den Zielsetzungen des § 1 Abs. 1 des Bundesfernstraßengesetzes (FStrG).
Wie schaut es mit der Weiterführung bis nach Rosenheim aus?
Die Weiterführung der B 15neu südlich der Ost-Süd-Umfahrung Landshut bis nach Rosenheim ist als Platzhalterprojekt mit zwei bis vier Fahrstreifen ohne Festlegung auf einen Korridor im “Weiteren Bedarf mit Planungsrecht“ im Bedarfsplan enthalten.
Mit dieser Einstufung ist das Erfordernis einer leistungsfähigen Verbindung auch südlich der Umgehung Landshut grundsätzlich dokumentiert.
Wie hat sich der Verkehr auf der B 15neu entwickelt und welche Auswirkungen hat dies auf die bestehende B 15?
Aktuell (2021) weist die B 15neu eine Verkehrsstärke von rund 15.000 Kfz am Tag auf. Hierin enthalten sind ca. 2.500 Lkw/Tag. Die mit der Fertigstellung der B 15neu in diesem Abschnitt einhergehende Entlastung der bestehenden B 15 (seit 01.01.2024 Staatsstraße 2615) zeigt sich beispielsweise im Bereich von Neufahrn i. Ndb. mit einer Halbierung der Verkehrsmenge von rund 7.000 auf ca. 3.500 Kfz/Tag. Noch deutlicher wird der Rückgang beim Schwerverkehr: hier entspricht die aktuelle Verkehrsmenge in diesem Bereich mit rund 325 Lkw/Tag nahezu nur noch einem Drittel der Verkehrsmenge von vor der Fertigstellung der B 15neu. Bei Ergoldsbach hat sich die Verkehrsstärke der B 15 von rund 10.000 Kfz/Tag auf 6.600 Kfz/Tag und von 1.200 LKW/Tag auf 600 LKW/Tag reduziert.
Wie wirkt sich die Fertigstellung der B 15n bis zur A 92 auf den Verkehr in Landshut aus?
Die beiden Ortsdurchfahrten der B 15 und der B 299 in Landshut sind gemäß dem Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2019 an Werktagen jeweils mit bis zu 30.000 Kfz/Tag belastet. Für eine Stadtdurchfahrt braucht man zu Hauptverkehrszeiten etwa eine halbe Stunde. Aufgrund des generell starken Zuzugs in den Raum Landshut und der Etablierung zahlreicher zentraler Einrichtungen im Stadtosten hat sich die verkehrliche Situation in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass an Straßen, die bereits voll ausgelastet sind, schon kleine zusätzliche Steigerungen der Verkehrsmengen eine überproportionale Zunahme der Staus erzeugen.
Welche Entlastung bewirkt die B 15neu für Landshut?
Das Verkehrsgutachten für die B 15neu aus dem Jahr 2019 wurde auf Basis des Landesverkehrsmodells Bayern (LVM-By) erstellt. Das LVM-By ist ein bayernweites, verkehrsträgerübergreifendes Modell, welches auch raumstrukturelle Entwicklungen und Daten zum Verkehrsverhalten abbildet. Als Prognosehorizont wurde das Jahr 2035 gewählt.
Durch den Bau der B 15neu ergeben sich auf den Hauptverkehrsstraßen in Landshut folgende Entlastungen bei vollständiger Realisierung der Ost-Süd-Umfahrung Planfall 1c (Szenario Vc der Verkehrsuntersuchung 2019) gegenüber dem Prognosenullfall:
Ost-Süd-Umfahrung Landshut |
Prognosenullfall |
Prognose Planfall Szenario Vc |
Entlastung |
|
|
|
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|
|
B 15 (A 92 bis B 299) |
47.600 / 3.700 |
38.400 / 2.300 |
19 / 28 |
|
B 299 Konrad-Adenauer-Straße (Höhe Niedermayerstraße) |
36.200 / 2.900 |
25.800 / 1.100 |
29 / 62 |
|
B 299 Konrad-Adenauer-Straße (östlich Piflasknoten) |
29.300 / 2.400 |
23.400 / 700 |
20 / 70 |
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B 15 Veldener Straße |
17.400 / 1.400 |
13.900 / 700 |
20 / 50 |
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Demzufolge ergeben sich bei einer vollständigen Realisierung der Ost-Süd-Umfahrung Landshut auf den Hauptverkehrsstraßen in Landshut (B 15 und B 299) Entlastungen von bis zu 30% beim Gesamtverkehr - beim Schwerverkehr sogar teilweise bis zu rund 70%.
Das dauert alles unglaublich lang. Warum gehen Großprojekte in der Privatwirtschaft viel schneller voran?
Eine Fernstraße schafft aufgrund ihrer linearen Ausdehnung viel mehr Betroffenheiten als ein punktuelles Großprojekt. Im Gegensatz zu einem privaten Investment gehört das Baugrundstück zunächst nicht dem Vorhabensträger, sondern privaten Grundeigentümern. Nicht zuletzt unterliegen alle Entscheidungen zum Projektfortgang den Vorgaben des demokratischen Rechtsstaates. Bei einem so raumgreifenden Projekt ist es schon sachgerecht, alle im Planfeststellungsverfahren eingebrachten Belange gegeneinander abzuwägen.
Welche Bedeutung hat die B 15neu für die Wirtschaft in der Region?
Entlang der B 15neu gibt es laut IHK-Niederbayern über 5.000 Unternehmen: vom kleinen Handwerker über Mittelständler bis hin zum international vernetzten Konzern. Sie benötigen eine gut ausgebaute, sichere und vor allem funktionierende Verkehrsinfrastruktur. Der Bau der A 92 hat bereits in der Vergangenheit gezeigt, welche positiven Wirkungen eine überregionale Verbindungsstraße für die Region hat. Betriebe sind gewachsen, neue Unternehmen haben sich angesiedelt – und die Menschen haben mehr und bessere Arbeit gefunden. Entlang der bestehenden B 15neu sieht man bereits die positiven Folgen: Rund um Schierling, Neufahrn i.Ndb., Ergoldsbach und Essenbach haben sich seit Umsetzung der B 15neu viele neue Unternehmen angesiedelt. Diese schaffen neue Jobs und bringen den Gemeinden mehr Gewerbesteuer.